Ein Paradigmenwechsel: Statt Symptome zu bekämpfen, das System neu kalibrieren.
- fmodjib
- 1. Sept.
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Okt.

Drei Gehirne in einem: Warum wir manchmal wie Reptilien reagieren
Stellen Sie sich vor, in Ihrem Kopf arbeiten drei verschiedene Sicherheitsteams gleichzeitig. Diese faszinierende Erkenntnis revolutioniert unser Verständnis menschlichen Verhaltens und erklärt, warum wir in Stresssituationen manchmal völlig irrational reagieren.
Das uralte Sicherheitsteam
Tief in unserem Hirnstamm sitzt der älteste Wächter – das "Reptiliengehirn". Wie ein übervorsichtiger Nachtwächter reagiert es auf Lebensgefahr mit radikalen Maßnahmen: Totstellreflex, Ohnmacht oder kompletter Rückzug. Seine Devise: "Energiesparen um jeden Preis!"
Die Notfall-Brigade
Eine Etage höher arbeitet unser Kampf-Flucht-System. Dieses Team springt bei Gefahr sofort an und mobilisiert alle Ressourcen für den Notfall. Einmal aktiviert, ist es schwer wieder abzuschalten – wie eine Alarmanlage, die nicht aufhört zu schrillen.
Die Elite-Einheit: Das soziale Nervensystem
Die modernste Abteilung ist Dr. Porges' Entdeckung: das ventrale Vagusnervensystem. Diese Hightech-Truppe arbeitet blitzschnell und energieeffizient. Sie ermöglicht soziale Kontakte, Entspannung und kreatives Denken – aber nur, wenn sich die Umgebung sicher anfühlt.
Das fatale Missverständnis
Das Problem: Unser Steinzeit-Sicherheitssystem kann nicht zwischen einem wütenden Chef und einem Säbelzahntiger unterscheiden. Bei anhaltendem Stress übernehmen die primitiven Teams die Kontrolle, und wir reagieren wie in der Urzeit – obwohl wir eigentlich nur eine E-Mail beantworten wollten.
Der Schlüssel zur Regeneration
Porges' revolutionäre Erkenntnis: Jeder Mensch besitzt die Selbstheilungskräfte, um das moderne System zu reaktivieren. Der Trick liegt darin, dem Nervensystem zu signalisieren: "Hier ist es sicher" – und das gelingt über gezielte Stimulation des sozialen Nervensystems.
Ein Paradigmenwechsel: Statt Symptome zu bekämpfen, das System neu kalibrieren.
Autor: Martin Beer, Clinical Optometrist, Spezialist für Neurostimulation



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